Großer Brachvogel

(Numenius arquata)
Lebensraumansprüche

Der Große Brachvogel ist ein Bewohner ausgedehnter, offener Wiesen- und Weidelandschaften. Er bevorzugt feuchtes, extensiv genutztes Grünland, da dort zur Brutzeit günstige Bedingungen zur Nahrungssuche durch schüttere und niedrige Vegetation vorhanden sind. Heutige Vorkommen des Brachvogels in der intensiv genutzten Landschaft sind vielfach darauf zurückzuführen, dass die standorttreuen und langlebigen Vögel (mehr als 20 Jahre!) in ihren alten Lebensräumen bleiben, auch wenn die Bedingungen nicht mehr optimal sind. In derartigen Revieren („Ackerreviere“) sind oft nur einzelne Wiesen als Reste einer früheren Nutzung erhalten geblieben. Wegen der intensiven Nutzung ist der Bruterfolg hier meist äußerst gering.

Verbreitung im Kreis Gütersloh

Die Schwerpunkte der Vorkommen im Nordkreis sind im Bereich des NSG „Versmolder Bruch“ und den Feuchtwiesen um Hörste zu finden. Ein dünn besiedelter „Korridor“ mit Revieren in den NSG‘s „Vennheide“ und „Deteringswiesen“ (Steinhagen), der Harsewinkeler Heide (Harsewinkel) sowie „Am Lichtebach“ und „Große Wiese“ (Stadt Gütersloh) vermittelt zu den Vorkommen in der Gemeinde Verl mit dem NSG „Grasmeerwiesen“ als Zentrum der Besiedlung. Mit etwa 15 Paaren ist das Gebiet der „Rietberger Emsniederung“ relativ dicht besiedelt. Im Bereich Lintel/Druffel gab es bis 2006 im Südkreis eine weitere lokale Population, aber aufgrund der Intensivierung der Landnutzung ist dort der Brutbestand fast erloschen. Im Südwesten der Gemeinde Harsewinkel sind nur noch einzelne Reviere besetzt, zu Beginn der neunziger Jahre war diese Region noch wesentlich dichter besiedelt. Im Rahmen einer kreisweiten Erfassung konnten 2015 noch 59 Paare gezählt werden. Der Zahl der in den Naturschutzgebieten brütenden Paare hat deutlich zugenommen. Dagegen verschwindet die Art aus den Regionen, die lediglich einen Status als Landschaftsschutzgebiet haben.

Hilfsmaßnahmen

Infolge des Strukturwandels in der Landwirtschaft ist auch in Zukunft mit einer weiteren Intensivierung der Milchviehwirtschaft und damit auch der Grünlandnutzung zu rechnen. Die Kühe werden dabei meist nur noch im Stall gefüttert, eine Beweidung von Flächen findet kaum noch statt. Primär sollten die noch vorhandenen Lebensräume erhalten bzw. optimiert werden. Speziell außerhalb der Naturschutzgebiete ist ein Erhalt größerer Grünlandkomplexe und eine Extensivierung der Nutzung dringend notwendig. Das Kulturlandschaftsprogramm des Kreises mit der Möglichkeit eines freiwilligen Vertragsabschlusses von Extensivierungsverträgen (reduzierte Düngung, späte Mahd) ist dabei ein wichtiges Instrument. Durch die Anlage von flachen Wiesenblänken kann zudem die Attraktivität eines Gebietes für den Brachvogel gesteigert werden. Negativ wirken sich Maßnahmen aus, die den Lebensraum verkleinern oder zerschneiden (Bebauung, Windenergieanlagen, Straßenbau) sowie Störungen durch Freizeitaktivitäten (z.B. Modelflugsport).


Fördermaßnahmen für Feldvögel im Kreis Gütersloh:

Öko-Regelungen / ECO-Schemes

  • freiwilliges Aufstocken der nichtproduktiven Fläche aus der Konditionalität
  • Extensivierung des gesamten Dauergrünlands vom Betrieb
  • Extensive Bewirtschaftung von Dauergrünlandflächen mit Nachweis von mind. 4 regionalen Kennarten
  • Bewirtschaftung von Acker- und Dauerkulturflächen ohne chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel

Vertragsnaturschutz 

  • naturschutzgerechte Bewirtschaftung von Grünland

Gefährdung und Gefährdungsursachen

Der Große Brachvogel gilt in NRW als "stark gefährdet", da die Bestände innerhalb der letzten 25 Jahre stark abgenommen haben. Er gilt als "streng geschützt" und steht in Art. 4(2) der Vogelschutz-Richtlinie. Auch im Kreis Gütersloh nahm der Bestand bis Mitte der 1990er Jahre deutlich ab. In den letzten 5 Jahren ist eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau festzustellen. Gefährdungsursachen sind u.a.:


  • Der Verlust geeigneter Brutbiotope infolge der Abnahme des Grünlandanteils und der landwirtschaftlichen Nutzfläche insgesamt (Umwandlung von Grünland in Acker, Gewerbe- und Baugebiete);

  • Der Anteil extensiv bewirtschafteter Wiesen und Weiden nimmt durch fortschreitende Intensivierung der Nutzung ab (starke Düngung, frühe Mahdtermine, Entwässerung);

  • Hohe Gelege- und Jungenverluste besonders auf konventionell genutzten Grünland- und Ackerflächen durch häufige Bearbeitungsgänge oder hohen Viehbesatz.