Einleitung

Nach einem Vortrag über bedrohte Tier- und Pflanzenarten im Umweltausschuss des Kreises Gütersloh entstand aus der anschließenden Diskussion der Gedanke, ein Projekt zur Sicherung und Förderung von gefährdeten, heimischen Arten ins Leben zu rufen. Die Biologische Station Gütersloh/Bielefeld e.V. erhielt daraufhin den Auftrag, ein praxisbezogenes Schutzkonzept für die typische Fauna und Flora des Kreises Gütersloh zu entwickeln. Die erste Version des Konzeptes konnte 2004 herausgegeben und über das Internet einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Von Anfang an wurde das Konzept eines „Artenschutzhandbuch für den Kreis Gütersloh“ nicht als statisches Werk ausgelegt, sondern als eine dynamische Grundlage, die den sich stetig ändernden Rahmenbedingungen anzupassen ist. Aufgrund der guten Resonanz, der Erfolge bei den praktischen Umsetzungen und der vielfältigen Änderungen bei den rechtlichen und fördertechnischen Rahmenbedingungen wurde 2015 mit einer umfassenden Überarbeitung begonnen. Im Jahr 2016 wurden dabei die Steckbriefe von 17 planungsrelevanten Vogelarten, zwei Amphibienarten, einer Insektenart und von allen Säugetieren überarbeitet. Dabei wurden die Karten auf der Grundlage neuer Daten aktualisiert, viele Bilder ausgetauscht und die Texte auf den aktuellen Stand gebracht.

Das Artenschutzhandbuch für den Kreis Gütersloh.

Das „Artenschutzhandbuch“ gibt einen Überblick über die Großlandschaften und Lebensraumtypen im Kreis Gütersloh mit deren Leitarten bei Pflanzen und Tieren. Es soll bei der Planung von Naturschutz- und Ausgleichsmaßnahmen helfen und diese damit effizienter und wirksamer machen. 
Es dient ausdrücklich nicht dazu, die erforderlichen, detailgenauen Untersuchungen insbesondere bei der Eingriffsplanung zu ersetzen! Dies kann schon die Datengrundlage nicht erlauben, da nur in wenigen Fällen (Wiesenvögel, Laubfrosch) flächendeckende Daten in ausreichender Erfassungsschärfe vorliegen. Das „Handbuch“ soll vielmehr helfen, wichtige Hinweise auf die Vorkommen und die Gefährdung der für den Kreis Gütersloh besonders bedeutsamen Arten zu geben und daraus sinnvolle Naturschutzmaßnahmen abzuleiten.

In den Artenschutzsteckbriefen werden ausgewählte Tiere und Pflanzen vorgestellt, die für den Artenschutz im Kreis Gütersloh eine besondere Bedeutung haben. Vor allem der rechtlich neu gesetzten Wertung nach dem Artenschutzrecht bei den sogenannten planungsrelevanten Arten soll hier Rechnung getragen werden. 
Von diesen werden 58 Vogel-, 12 Fledermaus-, 6 Amphibien- und 1 Reptilienart in Steckbriefen vorgestellt und eine Einschätzung zum Entwicklungstrend und der Gefährdung im Kreis Gütersloh vorgenommen. Da diese Arten bei weitem nicht das Spektrum der im Kreis vorkommenden, charakteristischen und schutzwürdigen Pflanzen- und Tiere abbilden, wurden weitere, wichtige Vertreter der unterschiedlichen Lebensraumtypen mit in das Handbuch aufgenommen. Diese Liste soll in den nächsten Jahren weiter ergänzt und aktualisiert werden.
Die Steckbriefe enthalten einen erläuternden Text mit den Unterkapiteln Lebensraumansprüche, Verbreitung im Kreis Gütersloh, Gefährdung und Gefährdungsursachen sowie Hilfsmaßnahmen. Zusätzlich gibt es für jede Art eine Raster-Verbreitungskarte für den Kreis Gütersloh, die nach dem Meßtischblatt-Viertelquadranten-Verfahren (TK-25 Karte) ausgeführt wurde, wobei für ein Vorkommen der jeweiligen Art innerhalb einer Viertelquadrantenfläche ein Rasterpunkt gesetzt wurde. Für die Überarbeitung der Datengrundlage für die Verbreitungskarten wurden etwa 10.000 neue Datensätze eingearbeitet.

Schließlich findet sich am Schluss des Handbuches, im Kapitel Maßnahmenkonzept, eine zusammenfassende Darstellung der wesentlichen Hilfsmaßnahmen für bestimmte Arten und Lebensräume. Zudem sind die neuen Fördermöglichkeiten für Natur- und Artenschutzmaßnahmen aufgeführt, die für viele landwirtschaftliche Betriebe interessant sein dürften. Dem Maßnahmenkonzept sind fernerhin auch die Kontaktdaten für wichtige Ansprechpartner zu entnehmen.


Wir hoffen, mit diesem „Artenschutzhandbuch für den Kreis Gütersloh“ eine nützliche Hilfestellung bei der Erhaltung gefährdeter Tier- und Pflanzenarten im Kreis Gütersloh geben zu können. 
Konstruktive Anregungen, die Meldung von Brut- oder Fundorten seltener Arten sowie Kritik oder Lob sind stets willkommen. 

Ihre Biologische Station Gütersloh/Bielefeld e.V.



Als Ergänzung zum Artenschutzkonzept für den Kreis Gütersloh wurde im Jahr 2013 das Programm "Artenreiche Feldflur im Kreis Gütersloh" ins Leben gerufen. Dieses bietet die zusätzliche Möglichkeit, individuell angepasste Naturschutzmaßnahmen umzusetzten, die z.B. über den Vertragsnaturschutz nicht abzuwickeln sind.